Kindernothilfe Österreich. Kindern Zukunft schenken.

Unser Einsatz für Klimagerechtigkeit

Der menschengemachte Klimawandel ist die größte Bedrohung für unseren Planeten. Aufhalten können wir ihn mit unserem aktuellen Lebensstandard, vor allem dem der Industriestaaten, nicht mehr. Aber wir können ihn begrenzen. Und gemeinsam mit unseren Partnern für Klimagerechtigkeit kämpfen.

Weltweit leben bis zu 3,6 Milliarden Menschen in Regionen, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Überschwemmungen, Zyklone, Dürreperioden und Hitzewellen erschweren ihren Alltag und kosten Leben. Die Sterblichkeit war durch diese Katastrophen in den stark gefährdeten Regionen zwischen 2010 und 2020 15-mal höher als in anderen Gebieten.

Klimagerechtigkeit - so steht es auch im Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - ist ein wesentlicher Ansatz, um gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu kämpfen und Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, zu unterstützen und zu entlasten. Auch wir als Kinderrechtsorganisation arbeiten weltweit mit unseren Partnern zusammen, um Klimagerechtigkeit zu stärken. "Durch die fatalen Auswirkungen des Klimawandels werden Kinderrechte weltweit verletzt", betont Kindernothilfe Deutschland Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann, "Kinder haben ein Recht auf Leben, eine gesunde Umwelt und Gesundheit." Genau so stellt es auch der General Comment No. 26 klar, der im vergangenen Jahr vom Ausschuss für Kinderrechte der Vereinten Nationen verabschiedet wurde.

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"Wenn das Klima kippt, ist keines der anderen Ziele erreichbar"

Drei Jugendliche arbeiten im Gewächshaus (Quelle: Christian Nusch)
Die Klima-Kids aus Bolivien haben ein eigenes Gewächshaus (Foto: Christian Nusch)
Drei Jugendliche arbeiten im Gewächshaus (Quelle: Christian Nusch)
Die Klima-Kids aus Bolivien haben ein eigenes Gewächshaus (Foto: Christian Nusch)

Eine Wahl haben betroffene Kinder und Familien oft nicht mehr. Sie müssen sich an das verändernde Klima anpassen, um (über-)leben zu können. Zum Beispiel in Bolivien. Dort zeigt der lokale Kindernothilfe-Partner NorSud Kindern und Jugendlichen verschiedene Methoden, wie sie raucharme Öfen, die weniger Holz brauchen, bauen oder die Wasserversorgung verbessern können. Die wichtigste Aufgabe dieser Klima-Kids ist ihr Gewächshaus - mit durchsichtigem Plastik, damit die Wärme im Raum bleibt und die Pflanzen vor kalten Temperaturen geschützt sind. All das Neuerlernte geben die sie als Botschafterinnen und Botschafter an Familien in ihrer Region weiter.

"Keine Armut, kein Hunger, Zugang zu sauberem Wasser, Gesundheit - das sind alles sehr wichtige Ziele. Aber das wichtigste Ziel sind Maßnahmen zum Klimaschutz. Denn wenn das Klima kippt, ist keines der anderen Ziele erreichbar", sagt Sindy von den Klima-Kids im Interview mit Katharina Nickoleit. "Würden alle Menschen so bescheiden leben wie die Andenbevölkerung, gäbe es den Klimawandel nicht. Es ist eine der großen Ungerechtigkeiten unserer Zeit, dass ausgerechnet diejenigen, die am wenigsten zu der Krise beitragen, besonders darunter leiden", bringt es Katharina Nickoleit auf den Punkt.

Auch in Äthiopien stehen die Menschen vor klimabedingten Herausforderungen. Lange Dürreperioden sorgen für unzählige Ernteausfälle. Eigene Nahrungsmittel fallen weg, ebenso die Einnahmen aus dem Verkauf. Der Kindernothilfe-Partner FC (Faciliator for Change) vermittelt Bauern, wie sie trotz der erschwerten Bedingungen die Erträge steigern können. Edemealem Wanegnaw aus Äthiopien hat bei einer Schulung von FC zu biologischen Anbaumethoden gelernt, wie sie Dünger und Kompost richtig nutzen kann. "Der Ertrag aus dem ökologischen Landbau ist von hoher Qualität und weitaus besser als der, der durch den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln erzielt wird", weiß sie. Nun pflanzt sie Weizen, Mais, Teff (Zwerghirse) und Gemüse ohne Sorgen an und hat ein Einkommen für ihre fünf Kinder.

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Anpassen und neue Wege finden

Der Kindernothilfe-Partner HUNDEE in Äthiopien hat den Bau einer Wassersammelzisterne unterstützt. Gemeindemitglieder haben sich aktiv beteiligt und geeignete Standorte ausfindig gemacht, Materialien wie Steine und Sand zur Verfügung gestellt und beim Bau geholfen. Die Kosten für Materialien wie Zement, Draht und Honorare übernahm der Partner. In den Zisternen wird während der Regenzeit Wasser gesammelt und gefiltert. Vor allem in trockenen Zeiten bekommen im Ort Saba 1.250 Menschen so Zugang zu sauberem Wasser.

In Indien lag der Fokus der Kindernothilfe-Partnerorganisationen bislang häufig nicht auf Klimathemen. Doch auch sie sind massiv von der Klimakrise betroffen und haben klare Vorstellungen von zukünftigen Projektaktivitäten, wie zum Beispiel landwirtschaftliche Anpassung durch klimaresidentes Saatgut oder Maßnahmen für das Katastrophenmanagement.

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Flucht oder Katastrophenschutzpläne

Kinder und Familien sind in ihrem eigenen Zuhause vor den Auswirkungen der Klimakrise nicht mehr sicher. Im Gegenteil. "Wer zu Hause bleibt, stirbt!", erzählte der Kindernothilfe-Landeskoordinator in Bangladesch Shubhomoy Haque. Die folgenschweren Zyklone und Überflutungen, die Hab und Gut zerstören, machen ein Leben in der Heimat unmöglich. "Die Menschen verlassen die Küstenregion, ziehen in die Städte und suchen Arbeit. Kinderarbeit wird auch wieder ein Thema hier", so Haque.

In unserem Projektland den Philippinen, in dem der Meeresspiegel immer weiter steigt und vermehrt von Taifunen getroffen wird, verlieren Kinder und Familien ihr Zuhause und haben keine sichere Zukunft mehr. Der steigende Meeresspiegel versalzt die Böden, weshalb sie nicht genügend Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser haben. Das Einkommen der Familien, die seit Generationen vom Fischfang leben, reicht nicht mehr aus. Der Kindernothilfe-Partner SIKAT hilft den Menschen vor Ort dabei, sich an die Auswirkungen anzupassen. Gemeinsam bauen sie Küstenschutzgebiete auf, um Mangroven aufzuforsten, Seegras-Gebiete und Korallenriffe zu schützen sowie dem illegalen Fischfang entgegenzuwirken. Mit Behörden entwickelt SIKAT Katastrophenschutzpläne - zum Beispiel für den Fall einer Überflutung. Auch die Trinkwasserversorgung wird sichergestellt, indem sie Anlagen wie Regenauffangstellen oder Entsalzungsanlagen bauen. Freiwillige testen regelmäßig die Wasserqualität, damit es auch langfristig sauber bleibt.

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Kinder mit Behinderungen leiden besonders stark

Im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels dürfen dabei nicht diejenigen vergessen werden, die bereits vor anderen Herausforderungen in ihrem Leben stehen: Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung. In Katastrophenfällen sind sie es, die ein höheres Risiko haben, missbraucht und vernachlässigt zu werden und unter schweren Krankheiten leiden. Ihre Gesundheit leidet unter erschwerten Zugängen zu Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.

"Letztes Jahr gab es frühzeitige heftige Regenfälle, die viele Ernten auf den Feldern vernichtet haben. Es folgte eine anhaltende Hungersnot. Von der Nahrungsmittelknappheit waren viele Kinder mit Behinderungen betroffen, so auch meine Jovita", berichtet Isabel aus Malawi. Zusammen mit ihrer Tochter nimmt sie an Projekten zur Förderung und Inklusion von Kindern mit Behinderung des Partners Saint John of God Hospitaller Services teil. Die langfristige Unterstützung der Kinder und ihrer Familien hilft auch bei der Bewältigung der Herausforderungen durch den Klimawandel. Für die zweijährige Jovita dauert die dort angebotene Physiotherapie aufgrund ihrer Unterernährung nun jedoch länger.

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Auch der 14-jährige Wezi aus Malawi hat eine Behinderung. Er liebt die Schule, aber wenn es wieder unverhältnismäßig stark geregnet hat, muss er zu Hause bleiben. "Wenn ich versuche, überschwemmte Flüsse zu überqueren, rutsche ich manchmal aus und falle ins Wasser. Ich riskiere mein Leben", erzählt er. Die Abholzung der Wälder und die starken Überschwemmungen sind Gründe dafür, dass den Kindern ihre Rechte genommen werden. "Ich möchte der Regierung sagen, dass sie kaputte Brücken reparieren und neue bauen muss, wo wir leben. Und sie sollen die Natur wiederherstellen", fordert Wezi.
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Jugendliche haben klare Forderungen an die Regierungen

Neben ihm gibt es noch etliche weitere Jugendliche, die klare Forderungen an die Regierungen haben. Aber nicht alle haben die Chance, auch gehört zu werden. Die Kampagne "Dialogue Works", eine Initiative der Kindernothilfe und terre des hommes, bietet zumindest einigen die Möglichkeit, selbst zu Wort zu kommen und sich an politischen Entscheidungen zu beteiligen. Etwa in Ruanda. 63 arbeitende Kinder und Jugendliche aus 16 Ländern, die Mitglied von Kinderkomitees von Dialogue Works sind, haben dort beim "Global Gathering" mitgemacht und diskutierten mit Regierungsvertretern über ihre Rechte. Kinderarbeit stand bei dieser Veranstaltung im Fokus, aber auch die Klimakrise war hier Thema.

Die Jugendlichen entwickelten ein Forderungspapier, das sie Vertreterinnen und Vertretern des ruandischen Arbeits- und Familienministeriums vorlegten - und später beim "African Children Summit" in Kenia auch Dr. Najat Maalla M'jid, der UN Special Representative for Violence against Children: "The climate crisis, migration and displacement, health pandemics, conflict, environmental damage and corruption push us into new struggles that need to be dealt with", heißt es dort.

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Bei der internationalen Jugendkonferenz in Duisburg spricht Zama, eine Teilnehmerin aus Südafrika, über die Klimakrise (Foto: Finn Schäfer)
Bei der internationalen Jugendkonferenz sprechen Mädchen (wie Zama aus Südafrika) und Jungen darüber, wie sie die Klimakrise erleben (Foto: Finn Schäfer)
Bei der internationalen Jugendkonferenz in Duisburg spricht Zama, eine Teilnehmerin aus Südafrika, über die Klimakrise (Foto: Finn Schäfer)
Bei der internationalen Jugendkonferenz sprechen Mädchen (wie Zama aus Südafrika) und Jungen darüber, wie sie die Klimakrise erleben (Foto: Finn Schäfer)
Die internationale Jugendkonferenz der Kindernothilfe 2023 in Duisburg stand unter dem Motto "Klimakrise? Klimagerechtigkeit!". 60 junge Aktivist*innen aus Deutschland, Österreich, Südafrika und Pakistan haben ein Wochenende lang über den Klimawandel und seine Folgen gesprochen. Gemeinsam haben sie Zeichen für Klimagerechtigkeit gesetzt, das Klima-Engagement der Jugendlichen aus den Projekten kennengelernt oder Graffitis mit Schlamm gezaubert.
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"Bei der Jugendkonferenz haben alle Jugendlichen aber auch die Möglichkeit, direkt aktiv zu werden", sagt Organisator Lennart Wallrich. In einer Petition fordern sie zum Beispiel die finanzielle Unterstützung für Länder und Regionen, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind, oder Kontroll- und Sanktionsmechanismen, um die Umwelt zu schützen. Diese Petition stellten drei Jugendliche aus Südafrika und Pakistan später bei einer Online-Veranstaltung im Rahmen der Weltklimakonferenz COP28 im deutschen Pavillon vor. "Ich appelliere an die politischen Verantwortlichen weltweit, sich dafür einzusetzen, dass die notwendigen Schritte für eine nachhaltige Welt umgesetzt werden", sagte der 14-jährige Fateh aus Pakistan.
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Von Katharina Draub, Kindernothilfe-Redakteurin

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